Als Alfred Biolek mich mal richtig zusammengeschissen hat
In den 70er Jahren habe ich als Chef de Rang im berühmten Schweizerhof in Berlin gearbeitet. Ein Hotel in dem sehr viel Prominenz zu Gast war. Ich glaubte schon viel von der gehobenen Gastronomie zu verstehen. Das war wohl nichts.
Ich bekam den Auftrag in der Hotelhalle einen Tee zu servieren. Kein Problem – Heißes Wasser in eine Kanne, Teebeutel dazu, Tasse, Untertasse, Zuckerstreuer, Zitrone und ich stiefelte los. Tischnummer 14, ich grüßte höflich und setzte den Tee ab bei Alfred Biolek. Er sieht den Tee, die Teebeutel und sein Gesicht wurde puterrot, die Adern schwollen, die Augen quollen aus den Augenhöhlen wie dicke Murmeln – ich dachte der stirbt gleich oder er bringt mich um. Dann fasste er sich, erhob seine Stimme und hielt mir eine halbe Stunde ohne scheinbar jede Atempause eine Vortrag, über Tee als solchen, die Bedeutung des Tees für das Wohl der Menschheit, die kulturelle Bedeutung von Tee, die Wirkung von Tee und das man Tee niemals, niemals mit Teebeutel zubereitet. Ich war fix und alle, der quasselte mich ins Grab. Ich konnte aber nicht entkommen. Er gab mir keine Chance.
Ich mußte Alfred Biolek auf der Stelle, hoch und heilig beim Grabe meiner Oma, versprechen eine solche Sünde, einen solchen Haufen von Sünden in meinem Leben nie wieder zu begehen. Nie mehr Teebeutel zu gebrauchen, immer Wasser und Tee getrennt zu servieren, das Wasser immer schön kochend über den Tee, Stövchen, Kandis, Sahne oder , na ja auch Zitrone, den Gast zu informieren, wie langer Tee schon zieht. Alles das mußte ich wiederholen und wurde nochmal von ihm geprüft. Bis er endlich Ruhe gab und mich losschickte richtig zubereiteten Tee zu bringen.